Schirmherrschaft
U nter A udiophilen to b t ein G laubenskrieg: Sollte
m an g e sch irm te Kabel einsetzen o d er d roh t
dann d a s E n d e d er M usikalität?
von
Tom Frantzen
K
abelschirm e sind bei K le in -
signalkabeln
bekanntlich
gang und gäbe, bei d e r H i Fi-A n la-
ge gew isserm aßen - von w en i-
gen Ausnahm en
abgesehen
-
Q uasi-Standard, im C a r H iFi o h -
nehin u n erlässlich.A uch bei EDV,
bei
Antennenkabeln
und
im
Fernm eldebereich geht es defi-
nitiv nicht ohne Schirm . Eigent-
lich logisch, w enn w ir von Span-
nungen im M illivoltbereich re -
den, deren Beeinflussung durch
Störfelder leicht vorste llb ar ist.
Im Verhältnis zum N u tzsignal ist
das Störpotential hier beträcht-
lich, zum al es die M itverstärkung
dieses Störpegels unbedingt zu
verm eiden
gilt. H ie r
h e rrsch t
herstellerübergreifend
völlige
Einigkeit.
D o ch w ie sieht es im Le is-
tungsbereich aus, sprich bei be-
reits erfolgter V erstärku n g o d e r
ohnehin
hohen
Volt-
und
A m perew erten , also bei Lau t-
sprecher-
und
insbesondere
Netzkabeln? Prom inente G e g -
ner d er A b sch irm u n g w ie Ingo
H ansen
(Phonosophie), Volker
Kü h n (Black Fo re st A u d io , „ G e -
schirm te N etzkab el sind der si-
chere Sch u tz v o r M usik“) od e r
A n dreas K ayse r (M usic Line, der
deutsche N aim -V e rtrieb ) sagen
dem Schirm hier eine negative
Beeinflussung
des
N utzsignals
nach. So sollen etw a d ie le ktri-
sche o d e r so genannte W irb e l-
strom effekte,
die
das
ele ktri-
sche Feld beeinflussen,das Signal
ausbrem sen, w odurch D yn am ik
und Bandbreite verlo re n gehen
(sollen).Tatsächlich haben w ir es
bei
einem
Kab elsch irm
prak-
Mit einem Vott-Stick kann man ge-
schirmte Kabel erkennen. Ohne
Schirm leuchtet es, mit nicht
tisch m it einer Kondensatorplat-
te zu tun, die um den Le ite r ge-
legt ist. D ie Kabelkapazität steigt,
w orauf unterschiedliche G eräte
allerdings in Abhängigkeit von
den Im pedanzverhältnissen auch
h öch st unterschiedlich
reagie-
ren.
Beide Lager d er K ritik e r um ge-
hen die Sch irm problem atik bei
den
eigenen
Prod u kten
gern
durch
einen
Kabelaufbau, der
Einstreuungen allein durch eine
geringe
Induktivität
begegnet,
sprich durch enge Verseilung und
Kreu zversch altu n g
m ehrerer
A d ern . D o ch es gib t natürlich
auch eine andere Seite. So bieten
einige wenige H ersteller, darun-
te r etw a Supra und Ralic, sogar
geschirm te
Lautsprecherkabel
an, die klanglich ern st zu nehm en
sind.
D ie
Zah l
gesch irm ter
N etzkab el ist dagegen Legion,
hier sitzen neben H igh Endern
wie B urm ester o d e r T + A sow ie
Spezialisten w ie O eh lb ach , Eu-
pen
und A aron ia auch richtig
große Kab elh e rste ller w ie U.l.
Lapp aus Stu ttgart m it im Boot.
Zu m al ja neben ED V -A n w e n -
dungen,
dem
H au pteinsatzge-
biet, auch baubiologische Ü b e r-
legungen eine Ro lle spielen, ist
das
ein
hochgradig
lukrativer
M arkt. N etzkab el empfangen ja
nicht nur w ie eine A n ten n e Ein-
streuungen,
sie
strahlen auch
Man unterscheidet korbartig gefloch-
tene und - wie hier - Folienschirme.
Letztere sind flexibler und HF-dichter
selbst elektrische und ele ktro -
m agnetische Felder ab. D as sind
allerdings zw ei Paar Schuhe.
Insbesondere die ferrom agne-
tische Behandlung von N e tzka -
beln, m it d er man so gar in nen-
nensw ertem Maße elektrom ag-
netischen Einstreuungen begeg-
nen
kann,
behindert
nämlich
entschieden den Fluss d er A u s-
gleichsström e, w elche idealer-
w eise ungebrem st die Potential-
differenzen zw ischen den G e rä -
ten beseitigen sollen.
D as, w as für E D V gut sein kann
und auch Elektrosm og reduziert,
näm lich
eine
deutliche
E rh ö -
hung d er Längsinduktivität des
Kabels, ist also fü r A udioan w en -
dungen ungünstig.
H an s M anfred Strassner von
H M S
(w w w .hm selektronik.
com ) sieht es differenziert. Er
hält die übliche, elektrostatische
Schirm ung fü r um so w ichtiger, je